Das Früh­fran­zö­sisch unter die Lupe nehmen

Verschiedene Studien hinterfragen den Nutzen, bereits in der Primarschule zwei Fremdsprachen zu unterrichten. In der ganzen Deutschschweiz nimmt die Diskussion um das Frühfranzösisch Fahrt auf. Landrätin Franziska Rüttimann (Die Mitte Buochs) will in einem Vorstoss vom Regierungsrat wissen, wie er zur Fremdsprachendebatte steht und welche Wege er für Nidwalden sieht.

In vielen Deutschschweizer Kantonen ist eine Diskussion über die zweite Fremdsprache in der Volksschule entbrannt. Der Nutzen, bereits in der Primarschule zwei Fremdsprachen zu erlernen, wird vermehrt in Frage gestellt. Einerseits erreichen die Schülerinnen und Schüler die Lernziele im Französisch nicht. Andererseits leiden unter der Verzettelung die Deutschkompetenzen. Dies bestätigen die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse eines schweizweiten Sprachtests. Dieser wurde im Auftrag der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren durchgeführt. An der Studie nahmen über 18’000 Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse teil. Ein Fünftel der Jugendlichen erreicht die geforderten Grundkompetenzen im Deutsch nicht. Beim Französisch sind es fast die Hälfte der Schülerinnen und Schüler. Ein ähnliches Bild zeichnet der Evaluationsbericht der Universität und der Pädagogischen Hochschule Freiburg aus dem Jahr 2016. Dieser gab die Bildungsdirektoren-Konferenz Zentralschweiz in Auftrag. Die Studienresultate befeuern jene Stimmen, die in der Primarschule eine Fokussierung auf das Deutsch fordern. Im Gegenzug soll mit dem Unterrichten einer zweiten Fremdsprache erst in der Oberstufe begonnen werden.

Handlungsbedarf auch in Nidwalden

Seit bald 30 Jahren wird in Nidwalden das Fach Französisch ab der 5. Klasse unterrichtet. In den Jahren 2005 sowie 2025 gab es Bestrebungen, das Frühfranzösisch abzuschaffen. Davon wurde allerdings wieder abgesehen, da man keine Insellösung herbeiführen wollte. Zudem wurde auf die nationalen Bestrebungen, den Fremdsprachenunterricht schweizweit zu harmonisieren, verwiesen. Für die Mitte-Landrätin Franziska Rüttimann (Buochs) ist die Zeit jedoch gekommen, das Thema auch in Nidwalden wieder auf die politische Agenda zu setzen: «Die Erfahrungen in den Schulen sowie die Studien zeigen einen dringenden Handlungsbedarf auf.» So hat sie eine Interpellation zum Französisch in der Volksschule eingereicht. Sie möchte vom Regierungsrat unter anderem wissen, wie sich die Lernziele im Fach Französisch am Ende der 6. Klasse im Kanton Nidwalden präsentieren. Im Weiteren soll der Regierungsrat darlegen, welchen Zeitpunkt er für das Erlernens einer zweiten Fremdsprache bevorzugt. Schliesslich soll aufgezeigt werden, inwiefern sich Nidwalden für eine einheitliche Lösung in der Zentralschweiz beziehungsweise in der ganzen Schweiz einsetzt.

Bessere Lernfortschritte in der Oberstufe

Für Franziska Rüttimman ist klar, dass der Status quo unbefriedigend ist. Sie sieht verschiedene Vorteile, wenn mit dem Französischunterricht erst in der Oberstufe begonnen wird: «Die Erfahrung zeigt, dass die älteren Jugendlichen mehr Verständnis und Freude für die Fremdsprachen aufbringen. Folglich erzielen sie auch bessere Lernfortschritte.» Ein Wegfall des Französischs in der Primarschule erlaube es zudem, die Grundkompetenz Deutsch zu stärken. Zugleich attestiert sie dem Kanton Nidwalden, bereits viel für die Attraktivitätssteigerung des Französischs gemacht zu haben. Sie streicht insbesondere das Austauschangebot mit dem Kanton Wallis hervor. «Solche Austauschprogramme sind sprachlich sowie gesellschaftlich sehr wertvoll», betont Franziska Rüttimann. Dadurch könne zum einen die Fremdsprache trainiert werden. Zum anderen werde durch die persönlichen Kontakte das gegenseitige Verständnis gefördert. Egal ab wann Französisch in Nidwalden unterrichtet wird, das Austauschangebot soll in jedem Fall aufrechterhalten werden.
Video mit Landrätin Franziska Rüttimann zum Vorstoss: LINK

Für Rückfragen:

Franziska Rüttimann, Landrätin und Fraktionspräsidentin Die Mitte Nidwalden
+41 79 747 21 16